Blockhausverkauf auf dem Markusplatz

Kann man sich das vorstellen?

Ein traditionelles Blockhaus aus Altenmarkt wird auf dem Markusplatz verkauft.

Auf dem berühmten Markusplatz in Venedig, dort wo die großen Luxuskreuzfahrtschiffe anlegen, verkaufte unser damaliger Zimmermeister Franz Mayr das erste Pongauer-Blockhaus ins Ausland. Nach Amerika.

Es war im Jahr 1988, ich war frisch verheiratet, als mein Mann mich bat, mit ihm und einigen Zimmerern der Blockhausfertigung nach Venedig zu reisen, um ein Blockhaus im sogenannten „Lederhosenstil“ zu verkaufen. Unser Kunde, Fritz Mariacher, war ein nach Amerika emigrierter Österreicher, der auf dem Luxuskreuzfahrtschiff Royal Viking Sky als Küchenchef arbeitete. Sein größter Traum, ein Holzhaus aus Österreich.

Der Anblick dieses einschüchternden Schiffsmonstrums, das ich so hautnah erleben konnte, raubte mir schier den Atem. Direkt am Kai lag haushoch diese Touristenhochburg und aus ihrem Bauch quollen unzählige Menschenmassen, die die außergewöhnliche Stadt überfluteten.

Wir trafen Fritz und seine Frau Viki, die ebenfalls auf der Royal Viking Sky tätig war, in einem traditionellen Kaffeehaus auf dem Markusplatz. Unsere Jungs staunten nicht schlecht über die Preise der hier angebotenen Speisen. Einige waren das erste Mal in Venedig und trauten sich nicht, etwas so Teures zu bestellen. Mit seiner gewinnenden Art nahm uns Fritz die Scheu und erzählte uns sogleich lustige und interessante Geschichten aus dem Bordleben. Wir hätten so gerne einen Rundgang über das Deck gemacht, aber die Sicherheitsmaßnahmen waren nach terroristischen Angriffen, die in dieser Zeit nicht selten waren, sehr streng und rigoros.

Ich führte Protokoll und staunte in den drauffolgenden vier Stunden über all die Planungen, Details und besprochenen Fachausdrücke. Franz Mayr, der Zimmerermeister, legte zu meiner Verwunderung ein „Lego“ Konzept vor. Sie wollten das Haus so fertigen, dass die beiden Besitzer, also Fritz und Viki, das Haus in Maine/USA nur mehr zusammenstecken mussten. Es gab keine Nägel, sondern Nut- Feder und Dübel.

Sie planten auf diesem Restauranttisch, umgeben von köstlichen italienischen Spezialitäten, dass alle Pfosten, Balken, Türgriffe und Isolierungen, dass alle Materialien und sogar die Dachziegel per Container nach Amerika verschifft werden sollten.

Alle diskutierten, jeder brachte seine Einwände, seine Ideen und seine Meinungen mit ein. Ich schrieb alles mit und konnte mir in meinen kühnsten Gedanken nicht vorstellen, wie so ein Projekt funktionieren sollte.

Plötzlich ertönte ein lautes Horn und die Crewmitglieder und alle Gäste wurden aufgefordert, wieder an Bord zu gehen. Traumschiff live.

Nach einem Jahr bekamen wir von Fritz und Viki ein Dankschreiben. Wirklich, zu meinem Erstaunen bauten die beiden mit zwei von unseren Zimmerern, die dafür nach Amerika reisten und zwei amerikanischen Heimwerkern ihr ganzes Haus selbstständig auf. Sie brauchten nur einen Monat und dann stand das Schmuckstück aus Altenmarkt vor ihnen.

 Sie waren überglücklich und dankten uns von ganzem Herzen. Sie dachten sogar darüber nach, ihren Job, bei dem sie so viele Tage auf See waren, zu wechseln, denn sie liebten es, in diesem Haus zu wohnen.

Noch heute erinnern sich unsere Zimmerer an den außergewöhnlichen Ausflug. Mit Freude erzählen sie davon und auch vom Gelingen des herausfordernden Auftrages. Alle sind immer noch beseelt vom Gedanken, dass in Amerika ein Holzhaus aus Altenmarkt steht. Aber eines haben unsere Männer, die noch in der Firma arbeiten, nicht vergessen. Immer noch schmunzeln sie über die horrenden Preise, die in dieser Stadt verlangt wurden.

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